Die Geschichte des Gegenstands #9

Das ominöse Geschirrtuch - von Misael Morant

 

Wer kennt das nicht – man ist bei Freunden zum Essen eingeladen, verbringt eine gute Zeit und am Ende des Abends wird man gefragt, ob man Reste mit nach Hause nehmen möchte. Natürlich schlägt man dieses Angebot nicht aus. Somit wird einem ein Behälter mit dem hoffentlich leckeren Essen in die Hände gedrückt mit der Bemerkung «Bringsch s’Töpper eifach negst Mal mit».

Das nächste Mal liegt in den meisten Fällen sehr weit in der Zukunft, was ja kein Problem wäre, ich kann mir ja schliesslich EINEN Besitzer des «Töpper» merken, so viel kann ich meinem Hirn noch zumuten.

Problematisch wird es, wenn weitere Behälter zur Sammlung der ausgeliehenen Dinge dazustossen. Mein Gedächtnis fängt dann schon an zu streiken. Warum sollte es sich mehrere Besitzer merken, wenn es sich doch lieber unnützere Fakten (à la: «Hummeln, welche zu wenig Pollen als Nahrung haben, beissen kleine Löcher in die Pflanzenblätter und bringen die Pflanze um bis zu einem Monat früher zum Blühen». (Danke Wissenschaftsmagazin, dass ihr mir solche Dinge beibringt)) merken kann?

Ja, noch problematischer wird es, wenn man die ausgeliehenen «Töpper» anfängt zu benutzen. Irgendeinmal verschwimmt die Grenze des Besitzes sodass man ein neues Mitglied in seiner Familie der Küchenutensilien willkommen heissen darf.

Vielleicht, wenn es gut kommt, erhält der ursprüngliche Besitzer sein Behälter zurück. Im schlimmsten Fall aber wird es weitervererbt, sodass der neue Inhaber entweder «dörfsch das Töpper phalte» oder «bringsch s’Töpper eifach negst Mal mit» hört.

Nun, ich habe jetzt lange genug über «TÖPPER» geschrieben (liebe Leute, ich weiss dass es schwierig sein kann seine Angewohnheiten zu ändern, aber bitte, BITTE: Die korrekte Aussprache, extra PHONETISCH aufgeschrieben, lautet «TAPPER» und nicht «TÖPPER (und ja nicht «TUPPER(ware) mit einem «U»)… so, genug Lehrer gespielt).

Kommen wir zum ominösen Geschirrtuch.

Selten erhält man ein solches Ausleihstück. Meine grauen Zellen waren natürlich völlig überfordert und konnten sich den Besitzer nicht merken, sodass der Herr des Tuches schnell in Vergessenheit geraten ist.

Ja, das war tatsächlich schon die ganze Geschichte des Gegenstandes, kurzgefasst: Ausgeliehen und nie wieder retourniert.

Wem gehört dieses Tuch? Was hat es alles schon erlebt? Warum ist es in meinen Besitz geraten? Fragen über Fragen, welche nicht beantwortbar sind. Somit gesellt sich dieses Mysterium zu den anderen grossen Fragen wie «Woher kommt der Mensch?», «Wie entstand das Universum?» und «War dieser Blogeintrag wirklich nötig?»